ZitatOriginal von Jan-Claudius von Blomkohl Cullen
Europas Zweitgrößte Wirtschaft und dann noch ein Land mit selbstständiger Zentralbank.
Die drittgrößte. Frankreichs Bruttoinlandsprodukt ist inzwischen um etwa 200 Mrd. US-Dollar höher.
ZitatOriginal von Jan-Claudius von Blomkohl Cullen
Europas Zweitgrößte Wirtschaft und dann noch ein Land mit selbstständiger Zentralbank.
Die drittgrößte. Frankreichs Bruttoinlandsprodukt ist inzwischen um etwa 200 Mrd. US-Dollar höher.
Man dachte ja eventuell, dass Spanien und Portugal und eventuell das Vereinigte Königreich die nächsten Wackelkandidaten wären. Aber Italien könnte vielleicht auch mitspielen:
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"Italien ist größte Gefahr für den Euro"
Griechenlands Schwierigkeiten sind für den Ökonomie-Nobelpreisträger Robert Mundell nur ein "lokales Problem", viel schwieriger sei es, Italien zu retten
Italien hat mit 1,8 Billionen Euro die höchsten Schulden aller Euro-Länder, während Spanien "nur" auf 1,15 Billionen kommt. Italien hält, so schreibt Mundell, rund ein Viertel aller europäischen Staatsschulden, die dieses Jahr rund 117 Prozent des BIP erreichen sollen. Damit wird Italien nur noch von Griechenland übertroffen, dass auf rund 125 Prozent kommen dürfte.
[...]
Allein schon die Höhe der Schulden mache Italien zum größten Problem der Eurozone, betont der Ökonom, dessen Forschung zur Währungsfrage maßgeblich am Design des Euro beteiligt war. Aktuell gebe es hingegen keine Euro-Krise, sondern eine Krise Griechenlands – so wie es auch keine Dollar-Krise wäre, wenn Kalifornien zahlungsunfähig würde. Anders wäre es im Fall Italiens, und schlimmer als eine Pleite Spaniens, dessen Budget aktuell zwar wesentlich tiefer im Minus liege, aber noch immer einen wesentlich niedrigeren Schuldenstand aufweise.
[...]
Die aktuelle Finanzkrise Griechenlands hätte für Europa den Vorteil, so Mundell, den chronisch überbewerteten Euro zu schwächen. Der ist seit dem Ausbruch der Krise immerhin von über 1,50 auf unter 1,40 je Dollar abgefallen, was die Konkurrenzfähigkeit der Eurozone erheblich stärke. Er ist zudem der Meinung, dass die EZB ein neuerliches Ansteigen über 1,40 verhindern solle, da "Europa die chronische Überbewertung nicht länger aushält".
In Italien sei die Finanzlage – anders als bei Portugal, Spanien und Griechenland – laut den internationalen Ratingagenturen Fitch, Standard&Poor's und Moody's indes weiterhin stabil. Italien habe eine lange Erfahrung mit Schuldenwirtschaft und seine Haushaltsstruktur sei immer schon auf die "Kombination aus hohen Schulden und geringem Wachstum" ausgerichtet [ :D], meint etwa Alexander Kockerbeck von Moody's. Trotz Krise gebe es "keine neuen Verwundbarkeiten".
Quelle für ausschnittsweises Zitat: tele polis
Die Welt einer gewissen Ordnung, wie wir sie kulturell etwa seit dem Ende des 2. Weltkrieges hatten, löst sich langsam aber sichtbar auf.
Die Nervosität in den Ländern nimmt zu, gewisse Massen erwachsener Menschen beginnen, irrationale Gemütsbewegungen zu unterstützen. Also nicht mehr nur die üblichen extremistischen Minderheiten, sondern teilweise bis weit in die gesellschaftliche Mitte hinein.
In Griechenland fordert nun ein ganzer "Verbraucherverband" wegen eines beschissenen kleinen Titelblatts eines privatwirtschaftlichen deutschen Nachrichten-Magazins den Boykott der Waren eines ganzen Landes:
ZitatGriechischer Verband ruft zum Boykott deutscher Waren auf
Athen - In Griechenland hat ein Verbraucherverband gestern zu einem Boykott deutscher Waren aufgerufen.Der Protest richtet sich gegen ein Titelbild des Magazins "Focus", das die Venus von Milo mit einem ausgestreckten Mittelfinger neben dem Schriftzug "Betrüger in der Euro-Familie" zeigt."Wir fordern die deutsche Regierung auf, diese äußerst unangebrachte Publikation zu verurteilen", sagte der Präsident des griechischen Verbraucherinstituts, Giorgos Lakouritis. "Die Griechen sind keine Betrüger."Der Verband ließ zahlreiche Protest-Flugblätter in der Innenstadt von Athen verteilen - unter anderem auch vor einer Filiale der deutschen Elektronikmarktkette Media Markt.
Ich glaube, nach dem mehr und mehr alte Traditionen und Regeln des bürgerlichen Staates fallen, erreichen die Unruhen mehr und mehr die gesellschaftlichen Mitten.
Und wie weit es dann mit Aufklärung und Rationalität ist, weiß man aus allen Revolutionen und starken Umbrüchen der Geschichte.
ZitatOriginal von Ot Helfsen
Ich glaube, nach dem mehr und mehr alte Traditionen und Regeln des bürgerlichen Staates fallen, erreichen die Unruhen mehr und mehr die gesellschaftlichen Mitten.
Und wie weit es dann mit Aufklärung und Rationalität ist, weiß man aus allen Revolutionen und starken Umbrüchen der Geschichte.
Ich glaube nicht, dass es hier hauptsächlich um althergebrachte "rationale" Ordnung vs. irrationale Massenpsychologie geht. Wenn in einem Land gegen ein anderes gehetzt wird, steckt da immer auch Kalkül dahinter. Es geht hier um (immer neu zu denkende) humane Rationalität vs. altbekannte Konfliktphänomene, nicht um Konservatismus vs. revolutionäre Hetze.
ZitatOriginal von Montgomery Scott
Ich glaube nicht, dass es hier hauptsächlich um althergebrachte "rationale" Ordnung vs. irrationale Massenpsychologie geht.
Zum Teil. Es geht nicht um die Inhalte der jeweiligen "Ordnung" (Wahre Ordnung ist eine Utopie meiner derzeitigen Meinung nach, wahres Chaos auch). Ein treffenderes Wort wäre vielleicht 'Ruhe'. Es gab nun in Europa lange Ruhe und eine gewisse Stabilität. Und nun scheint wieder eine Phase der Unruhe aufzuziehen.
Könnte der Wellentheorie entsprechen.
ZitatWenn in einem Land gegen ein anderes gehetzt wird, steckt da immer auch Kalkül dahinter.
Meistens schon (mache Sachen entwicklen halt eine Eigendynamik, aber meist gibt es schon Impulsgeber).
Auch ist es so: Irgendwas ist immer. Eine mögliche These/Szenario: Wenn nicht mehr nur die üblichen kleinen Minderheiten ein beherrschbares kleines Gewaltpotenzial darstellen, sondern Unruhe und Gemütsbereitschaft zu ruckartigen Veränderungen bis in die (immer relative) Mitte der Gesellschaft vordringt, könnte ein Umbruch/Niedergang beginnen.
Zitat...nicht um Konservatismus vs. revolutionäre Hetze.
Es war auch gar nicht so normativ gemeint, wie es sich vielleicht angelesen hat. Hetzen und Nichthetzen sind keine ideologischen Phänomene. Der Mensch baut sich seine Ideologie um seine Bedürfnisse und nicht anders herum.
Letzter Ausweg bzw. Versuch, den Zusammenbruch auf dem Schuldenberg/-loch zu rechtfertigen:
Zitat
The euro is tumbling as concerns about Greek's deficit continue.
Investors have been rankled by warnings of the country's credit rating being cut.
However Greece's Deputy Prime Minister Theodoros Pangalos told the BBC that speculators were out to damage the eurozone.
Die Spekulanten sind am zu Ende gehen des griechischen Staatsapparats und der Krise des Euro schuld.
Rund 25% der griechischen Arbeitnehmer sind direkt beim Staat beschäftigt. Die Schulden des griechischen Staats widersprachen schon vor Aufnahme in den Euro-Raum dem von der EU selbst postulierten Kriterium.
Allerdings, wie Dirk Friedrich sagt:
Zitat
Einzig Luxemburg hätte nach seiner wirtschaftlichen Verfassung das Recht gehabt, dem Euro beizutreten. Griechenland hat sich den Zugang zum Euro-Raum nicht weniger erschlichen als Deutschland. Die Konvergenzkriterien bestanden nur auf dem Papier. Tatsächlich war der Euro politisch als Weichwährung ausgestaltet, während nach Außen der Schein der Hartwährung gewahrt wurde.
Es wird immer unterhaltsamer und oberflächlich betrachtet ungewöhnlicher:
Nachdem die FAZ als "seriöse" Zeitung jede "Verschwörungstheorie" von außen selbstverständlich ablehnt und allgemein den bewährten Pfaden des Qualitätsjournalismus verpflichtet ist, nun das:
ZitatAlles anzeigenFAZ 26. Februar 2010
Hedge-Fonds formieren sich
Spekulationen gegen Euro und Pfund
[...]
Einige der weltgrößten Hedge-Fonds haben eine Kampagne gegen Euro und britisches Pfund begonnen. Auf verschwiegenen Treffen hinter den Kulissen, aber auch mit öffentlichen Aufrufen trommeln die Fonds zugunsten ihrer Spekulationen gegen die beiden Währungen.
[...]
ZitatMärkische Allgemeine
Hedgefonds formieren sich gegen Europa
ZitatSPIEGEL online
Griechenland-Krise
EU-Kommission startet Jagd auf Euro-Zocker
Angriff der Hedgefonds, heimtückische Verschwörung gegen bisher grundsolide und stabile Währungen, die durch fiese Tricks zu Fall gebracht werden?
Gegen diesen geheimen Plan beschwört man nun die Festung Europa, deren solide Papierwährungen gegen die üblen, aber gerne als anschauliches Feindbild benutzten "Heuschrecken" verteidigt werden müsste. Ob diese Konstruktion das zerstreute Volk hinter ihrer Regierung sammelt?
Eine faszinierende Vorstellung:
Hedgefonds mit Börsenmaklern in Tie-Fightern gegen wackere Verteidiger Leviathans, die das Schloss Europa auf dem Schuldenberg gegen die vaterlandslosen Spekulanten verteidigen müssen.
Wenn also der Qualitätsjournalismus zu solchen offenen Feindbildkonstruktionen greift, um einen Schuldigen für die Verschuldungskrise zu finden, dann hat sich vermutlich die Qualität der Situation geändert. Dabei Spekulanten zu nehmen ist ganz geschickt: Es gibt sie tatsächlich, sie sind nicht national gebunden und allgemein vielen Bürgern suspekt. Und sie können im Gegensatz zu den politischen Zentralbanken nicht mit den Regierungen in eine strukturelle Verbindung gebracht werden.
Die Spekulation gegen Euro und Pfund ist ja Folge von deren Krise und der (nur noch abstrakt vorstellbaren) Verschuldung der Staaten und nicht die Ursache. Interessant bleibt, ob es gelingen wird, Ursache und Wirkung mal wieder zu verdrehen und den Spekulationen die Schuld zu geben. Das würde den heutigen Regierenden eine bessere moralisiert-politische Position beim Wiederaufbau einer neuen Währung geben. Vielleicht wird es ja tatsächlich eine Weltwährung mit monopolisierter Weltzentralbank. Noch vor kurzem eine "Verschwörungstheorie" und jetzt schon in der FAZ :
ZitatFAZ 26. Februar 2010
Der Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, hat die Vision eines "IWF für das 21. Jahrhundert" vorgestellt. Auf lange Sicht schließt er nicht aus, dass der IWF als eine Art Weltzentralbank agiere. "Eines Tages mag der Fonds vielleicht sogar aufgerufen werden, ein neues globales Reserve-Asset bereitzustellen, ähnlich den, aber in wichtigen Punkten unterschiedlich von den Sonderziehungsrechten", sagte Strauss-Kahn in Washington nach Redetext vor dem Bretton-Woods-Ausschuss. Dieser Tag sei noch nicht gekommen, sagte Strauss-Kahn. Er halte es aber für "intellektuell gesund", solche Ideen jetzt zu erörtern.
[...]
ZitatAlles anzeigen
Tourismus in Zeiten der Krise: Kann man in Griechenland noch Urlaub machen?
Die Griechen kämpfen gegen den Staatsbankrott. Ist das der richtige Zeitpunkt für Hellas-Ferien? stern.de hat sich bei Veranstaltern umgehört. Das erfreuliche Resultat: Der Urlaub in Griechenland wird billiger.
[...]
Die Horrormeldungen über Hellas häufen sich: Dem Land droht wegen der immensen Schuldenlast ein Staatsbankrott. Die Organisation Transparency International sieht in der weit verbreiteten Korruption den Auslöser der Griechenland-Krise. Und die Website des Auswärtigen Amtes in Berlin rät unter ihren Reise- und Sicherheitshinweisen, Griechenland-Urlauber sollen Demonstrationen in den größeren Städten Griechenlands meiden.
[...]
Tourismusfirmen sind in privater Hand
Ein Staatsbankrott mag zwar Urlaubspläne beeinflussen, verängstigt aber weniger die Feriengäste am Pool auf Kreta. Eher wird es den griechischen Beamten treffen. Denn bei Zahlungsunfähigkeit erhalten Staatsdiener wie Lehrer kein Gehalt mehr und Ruheständler keine Pension. Die Tourismusindustrie dagegen ist privatwirtschaftlich organisiert, von den Fluglinien und Fähren über das Hotel bis zum Busunternehmen, das die Gäste vom Flughafen zum Ferienclub transportiert. "Die Kunden wissen die Situation gut einzuschätzen", sagt ein Sprecher des Deutschen Reiseverbandes (DRV). Hotels seien schließlich keine staatlichen Betriebe, die von einem Bankrott betroffen wären. Erfahrung, was passiert, wenn ein Urlaubsland pleitegeht, habe die Reisebranche noch nicht sammeln können.
Auszugsweises Zitat aus stern.de
Literatur zur Finanzkrise: Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff - Dieses Mal ist alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrisen.
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