Operation: Licht der Schöpfung

  • Von Diyarasu über Lehim kommend dringen etwa einundzwanzig Militärmaschinen in den Luftraum der Westlichen Inseln ein. Sollte es aus irgendeinem Grund zu Gegenwehr oder Abwehrfeuer kommen, sollte das Begleitgebot der elf Transportmaschinen aus Überschalljägern und Allroundern mit diesem durchaus fertig werden, auch wenn natürlich zivile Ziele vermieden werden sollten. In jedem Fall setzen die Transportmaschinen im Umland von St. Pierre, Port-au-Christ und Kamahamea Dutzende Fallschirmspringer ab, während drei Maschinen sich die Landung auf dem internationalen Flughafen St. Pierre einfach erzwingen. Dann beginnen die Parshans des futunischen Megakonzerns Tiamat und die Eliteeinheiten der Tempelgarde und Assassinen in ihren Ganzkörperpanzern strategische und militärische Ziele systematisch zu sichern. Die eingesetzten Waffen sind zum Großteil Taser und nur bei wirklich letaler Gegenwehr etwagiger Garnisonen kommt es zum Einsatz von entsprechender Reaktion. Die Parshans verteilen mehrsprachige Flugblätter mit den Parametern des Auftrags und den Zielsetzungen ihrer Mission an die Einheimischen. Aus den gewaltsam gelanden Maschinen werden Luxusgüter wie tarawarische Schokolade, aber auch Alkholika, Safran und seltene Köstlichkeiten ausgeladen, die an willige Bürger verteilt werden. So es sich einrichten lässt, wiederholt der befehlshabende Atash die Schutznachricht noch einmal über den örtlichen Rundfunk.

  • Von Thandara kommend trifft nunmehr der erste der beiden Flottenverbände ein und verstärkt die futunische Abwehr durch Parshans und Material. Damit übernimmt auch ein Arsham nunmehr den Oberbefehl über die Operation und die versammelten Kräfte. Den Bewohnern werden nun auch noch mehr exotische und alltägliche Güter zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig erklärt der Arsham den versammelten Vertretern, dass man sie als letzte legitime Vertreter der Demokratischen Union Ratelon sehen würde und es an ihnen wäre, wie dieser Status in Zukunft auszusehen hätte. Sie würden nicht in das Wirtschaftssystem der Hegemonie gegliedert werden oder gar als Besatzung enden, sondern im kooperativsten Fall zu einem eigenständigen, selbst verwalteten Staat innerhalb der Verteidigungsunion werden. Die Westlichen Inseln hätten dabei den Status eines teilsouveränen Gebietes insofern, dass sie keine Verträge oder Bündnisse abschließen könnten, die sich gegen die Hegemonie richten würden, aber sonst völlig frei in ihren Entscheidungen wären. Wenn sie das denn überhaupt wollten.

  • Es scheint so als ob die futunischen Besatzer nicht wirklich mit Gegenwehr zu rechnen haben und ungehindert vorrücken können. Man könnte den Eindruck gewinnen dass durch das Oberkommando in Manuri alle Truppen abgezogen und an andere Frontlinien verschoben wurden. Allerdings könnte sich dieser Eindruck als trügerisch erweisen, da es Gerüchte über Bewegungen von Partisanen im Landesinneren gibt.

    Militär der Demokratischen Union Ratelon
    Heer | Luftwaffe | Marine

  • Idran Khibele verfluchte sein Schicksal. Da war er eigentlich nach Diyarasu, um die Zusammenhänge in der Stadtbevölkerung unter Berücksichtigung der sozialen Schieflage der Zugewanderten zu untersuchen, doch weil er zufällig als Sufi für soziale Studien vor Ort war, hatte ihn die Akademie kurzfristig als passenden Repräsentanten requiriert. Statt in einer undurchsichtigen Stadt mit überschaubarer Fläche war er auf wesentlichen weitläufigeren Inseln mit jeder Menge Natur angekommen. Wie sollte er seine Expertise bei soviel Grün anwenden können, wenn er doch nur Zusammenhänge in Ballungsräumen zu analysieren mochte. Er war gewiss nicht so flexibel wie manch andere in der Fraktion. Hier bräuchte es wohl eher ein paar Techniker, um falsche Nachrichten an die Partisanen zu verbreiten. Gegen Aufständische half nur ein gescheit geführter Informationskrieg, in welchem man die Gegner mit Informationen zuschütten musste. Wenn man am Ende zuviele Informationen vorlagen, konnten die von dezentral operierenden Zellen nicht mehr ausgewertet werden, wodurch die Entscheidungsfindung gehemmt war. Aber Idran hielt sich nicht für schlau genug, das wirksam aufzusetzen. Und man verlangte haltbare Lösungen von ihm. Dabei konnte er vielleicht Chinopisch, aber sicher nicht irgendeine der Sprachen, die vor Ort verlangt war.

    Immerhin konnte er den Offizieren das Minimum erklären: Die Verteilung von drei Dutzend voneinander leicht abweichenden Karten zur Verteilung der Truppen, Posten und Dienststränge, die natürlich ALLESAMT falsch waren. Wenn es keine Wahrheit zu entdecken gab, dann konnte sie niemand finden. Das war aber nun wirklich die oberflächlichste Strategie, an die er sich erinnern konnte.

  • Anda'an Maban war ein typisches Beispiel dafür, dass schnelle Aktionen nicht immer hilfreich waren und sogar aktiv den Einsatz gefährden konnten. Man hatte den Parshan kurzer Hand zusammen mit vornehmlich Tiamat-Parshans in Diyarasu in die Flugzeuge verladen, gerade weil er dort an Ort und Stelle war und Truppen nötig waren. Vom kleinen Drachen auf den Uniformen der anderen unterschied sich Maban jedoch durch den Ibis. Und wer wusste, dass die Stiftung Persuna im Ausland eher jene einsetzte, die nicht frühzeitig erkannt und in die Sperrgebiete geliefert wurden, weil sie angeborene antisoziale Neigung aufzeigten, der konnte sich ausrechnen, wer da im nominellen Ausland Dienst tat. Mit weit größerer Freiheit als es normalerweise abnormalen Menschen wie ihm in der Hegemonie möglich wäre. Dem hochgewachsenen Maban sah man auf den ersten Blick nicht an, dass das Lächeln nur wächsern aufgesetzt war und er andere Menschen mehr als unverständliche Puzzles betrachtete, die man vielleicht mal zerbröseln konnte. Zudem war er akribisch darauf vorbereitet worden, dass er in den Gebieten der Hegemonie zurückhaltend sein musste.

    Doch nun war in einem fremden Land, voll mit Personen, die er nach seiner Überzeugung nicht nur nicht in Ruhe lassen, sondern mit Duldung gar in prächtigen Bildern auseinandernehmen und dann wieder neu zusammensetzen sollte. Der Moment, auf den er sein ganzes Leben gewartet hatte, war gekommen. Vor allem weil man nicht so recht etwas mit ihm anzufangen wusste in der behelfsmäßigen Unterkunft bei Kamahamea. Ein paar Tage hatte er sich gegönnt in ungläubiger Spannung und Vorfreude. Die Messer waren gewetzt, auch wenn er schon daran dachte, wie wohl stumpfere oder schartigere Klingen durch Fleich und Knorpel gezogen werden konnten. Und so betrachtete er das Abendrot und zeigte eine hohle Grimasse, die viel eher dem entsprach, was unter dem Wachs lauerte. Und dann stahl er sich in die Nacht davon . . .


    Doch auch wenn die mit den Gesamtbildern Fehler machen, gab es jene, die auf Details achten. Und so folgte dem defekten Menschen ein Schatten durch die Straßen, bereit zu tun, was nötig sein könnte.

  • Firouz Kayani Saibidi nickte dem Hüter und der Archivarin zu, dann wuchtete sie zusammen mit den Beiden den leblosen Körper des ehemaligen Parshans Maban hoch. So war sie doch dankbar für die Anwesenheit der beiden anderen, auch wenn sie normalerweise keine Vertreter anderer Spezialkräfte gewollt hätte. Doch der Mann war ziemlich groß und kräftig und so war es besser, beim Abtransport der Leiche Hilfe zu haben. Immerhin war sie sich sicher, dass niemand von den Einheimischen sie beobachtet hatte. Und noch wichtiger: Außer einem Ketzer war niemand zu schaden gekommen. Bei der Nachuntersuchung beim Wesirat für Kultur würden die anderen beiden sicher in ihrem Sinne aussagen. Da war sie sich jedenfalls eher sicher, auch wenn sie als Parshan der Phönixdynastie Akademie und Stiftung aus Prinzip weniger traute. Ein wenig war ihr aber bewusst, dass es sehr janusköpfig war, selbst auf Heimlichkeit bei dieser Aktion zu bestehen und dann die Geheimniskrämerei der anderen Dienste als unehrenhaft abzulehnen. Doch völlig konnte sie sich davon nicht befreien.

  • Es begann die formale Verhandlung zwischen den verschiedenen Parteien und der Hegemonie als Beobachter. Dabei musste Letztere eine empfindliche Niederlage in der Außenwahrnehmung hinnehmen. Die Bürger hatten trotz ihrer Entfernung von Antica nicht vergessen, dass die Hegemonie oftmals als Gegner Ratelons aufgetreten war. Und unter anderem auch das beanspruchte Antarktisgebiet "geraubt" hatte. Entsprechend wurden die Beteuerungen zum Schutz der Inseln großteils als Oppertunismus verschrien. Einige Stimmen zeigten auch auf, dass die Inseln für einen "Lückenschluss" etwagiger futunischer Maritimstrategien vorteilshaft lagen. Immerhin hatten die futunischen Zivilunterhändler dann schon wenigstens ein Ziel erreicht: Die Harmonisierung der verschiedenen Gruppen auf den Inseln. Vereint gegen sie selbst. Es war jedoch mehr als fraglich, dass der Großwesir besonders begeistert sein würde.

  • Schließlich lenkte man den Ärger der Bewohner in einem verwirrenden Beschuldigungs- und Investigativspiel ab, wobei erst nach Bontisten gefahndet wurde, bevor der Befehl dazu unauffindbar war, astorisch gestützte Religionsfanatiker in ihrem Kampf gegen Bont als vermeintliche Bontisten kolportiert wurden, dann jedoch ehrenvoll ausgezeichnet werden sollte und schließlich stellte sich das als Kinderratespiel heraus und irgendwer durfte eine Tombola gewinnen. Am Ende waren die meisten Beobachter so verwirrt, dass sie froh über jede Ablenkung waren.

  • Nach der üblichen Dauerbeschallung mit futunischer Bürokratie, gegen die das Dauerschauen von Talkshows zu unterhaltsamen Bildungsfernsehen aufläuft, und die nur verwendet wird, um unsichere Elemente in anderen Nationen geistig völlig zu entleeren ohne als Folter klar identifiziert werden zu können, stimmen die Delegierten auf der Insel schließlich zu. Auch wenn sie sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern können, was es denn war. Die Köpfe sind wie entleert von soviel bürokratischer Überhäufung.

  • Die Republik der Westlichen Inseln erklärt unter dem Eindruck der Lossagung Roldems ihren Austritt aus der Demokratischen Union Ratelon und ihren Beitritt als autonome demokratische Republik zur Futunischen Hegemonie auf der Grundlage des Vertrages von Kamahamea. Aus irgendeinem Grund werden die originalen Vertragstextes kurz nach der Unterzeichnung gestohlen oder verschwinden auf unerklärliche Weise. Die futunischen Vertreter wundern sich darüber nicht. Das passiert mit Verträgen und Gesetzen daheim sowieso.

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