• Zitat

    Original von Nina Rügen
    ich frage mich ob hier von euch überhaupt einer auf der haupt oder realschule war. ich hab durch mein adhs keine gymnasialempfehelung bekommen, bin trotzdem hin hab versagt und bi auf dei reahlschule gekommen, das ende vom lied war dass ich da genauso schlecht war wie aufm gym. also kanns ja nicht daran gelegen haben was vermittelt wurde, sondern wie es vermittelt wurde. zudem bin ich sprachlich ziemlich unbegaht, und deswegen, also nur deswegen da runtergekommen. ich würde schon aufgrund meiner erfahrungen eine gesamtschaftsschule fordern die ihren namen auch verdient. so haben alle mehr chancen als vorher und auch jeder wird nach seinen interessen und/oder veranlagungen gefordert.


    ich war in beiden schulformen fachbezogen entweder unterfordert oder überfordert.


    zudem ist meine größte kritik am 3gliedrigen schulsystem die, dass nur gymnasiasten zum kritischen und auch "logischen"denken gebracht werden. inm den beiden unterstufen wird dies per diziplinarmaßnahmen sogar unterdrückt. so schaft man herascftsformen und auch die nicht durchlässige studienberechtigung aus den unteren schulformen


    Na klar, die Schule ist schuld...
    Wie es vermittelt wird...
    In gewisser Hinsicht ist auch etwas Eigeninitiative am Platze,
    der Unterrichtsstoff einer bundesdeutschen Realschule sollte eigentlich niemanden guten Willens ohne Hirnschaden überfordern. Ich hab nach der Wende mein Abi auf der Abendschule aus Spaß nebenbei gemacht.
    Und glaub mir, ich hab mich wirklich nicht sonderlich gemüht. Abschluß mit 1,9
    Realschule hab ich bei meinem Sohn erlebt, ich weiß, wovon ich rede. Klar sind die Lehrer dort oft dumm und dogmatisch. Aber mit etwas Hilfe der Eltern und Eigeninitiative kann man damit fertig werden.


    Der gebildete Mensch hat die Pflicht, intolerant zu sein
    Nicolas Gomez Davila

  • Zitat

    Original von Montgomery Scott
    Ach komm, 30 Sekunden Internet-Suche: http://de.wikipedia.org/wiki/B…undesrepublik_Deutschland


    Der Großteil dieser Beschreibung ist eine einseitig materialistische Deutung von teilweise tatsächlichen und teilweise ideologisch erfundenen Problemen.


    Festhalten kann man meiner Meinung nach:


    Zitat

    Original von Soziologie-Pedia:
    Mit Bildungsbenachteiligung in Deutschland wird die bildungsspezifische Benachteiligung von Gruppen in Deutschland bezeichnet, die über geringe kulturelle, soziale oder finanzielle Ressourcen verfügen. Der Begriff impliziert nicht vorsätzliche oder bewusste Diskriminierung, sondern relative, statistisch belegbare Nachteile dieser Gruppen bei der Verteilung von Bildungschancen und beim Erreichen von Bildungserfolgen in der bundesdeutschen Gesellschaft. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es in Deutschland kein einheitliches Bildungssystem gibt, da Bildung und Kultur Angelegenheit der Bundesländer sind, was zu regionalen Unterschieden führt.


    Zitat

    Du gibst einem Schüler mit unstudierten, evtl. bildungsfernen Eltern, der auf die Haupt- oder Realschule kommt, statistisch sein mangelndes Selbstbewusstsein schon mit auf den Weg.


    Eine einseitige Interpretation aufgrund einer materialistischen Grundannahme: "Der materielle Umstand bestimmt allein über das Bewusstsein."


    Z.B.: Dass intelligente Menschen leichter Abitur machen ist z.B. ein Aspekt unabhängig von ihrer materiellen Herkunft. Dass Kinder, die von ihren Eltern schon früh Bücher zu lesen bekommen und denen bei den Schularbeiten geholfen wird es leichter haben ihre (individuell vorhandenen) Möglichkeiten zu erkennen ist natürlich, aber erst mal keine Frage des Bildungssystems. Erst im Umgang damit - das Erkennen und Fördern der jeweiligen Neigungen und Talente - ist dann eine Bildungsfrage. Dabei können 8 Jahre gemeinsames Lernen durchaus helfen. Aber die Neigungen und Talente werden auch 20 Jahre gemeinsames Lernen nicht ändern. Daher muss vor übertriebenen - ideologisch oder idealistisch motivierten - Erwartungen an Einheitsschulen gewarnt werden.


    Zitat

    Wahlfreiheit ist etwas Metaphysisches. Wahl ist determiniert, in diesem Fall unter anderem durch die Eltern und die eigene Schulsozialisation.


    Wie gesagt, an diese alleinige materialistische Determination und Festlegung des gesamten Lebensverlaufes glaube ich nicht.


    Außerdem: Was ist das denn für eine Wahlfreiheit? Die Freiheit, dass die Eltern in einem Alter, in dem man tatsächliche Begabungen und Vorlieben des Kindes noch gar nicht einschätzen kann, entscheiden, welche Schullaufbahn es einschlagen soll. Dabei spielt nicht nur eine Rolle, dass Eltern aus bildungsfernen Schichten meist keinen großen Wert auf diese Entscheidung legen, sondern dass sie auch noch geneigt sind, der Lehrerempfehlung zu folgen, die einerseits generell nicht hinreichend begründbar ist und die andererseits stark durch die soziale Herkunft des Kindes determiniert wird.[/quote]


    Der Wechsel in eine andere Schulform ist definitiv auch heute möglich, wenn der Jugendliche alt genug ist. Aber da er ja auch dann laut Materialismus keine Wahl hat, sondern es von seinen Umständen abhängt, bringt jedes andere Schulsystem auch nichts. Es müsste jeder materiell genau gleichgestellt, mit genau den gleichen Eltern ausgestattet und genau die gleichen Bücher und Informationsquellen zur Verfügung gestellt bekommen um "Chancengleichheit" zu erhalten.


    Allerdings würde zu einer Wahrscheinlichkeit von 100% der handwerklich talentierte Mensch immer noch handwerklich talentiert sein und der geisteswissenschaftlich talentierte immer noch eben dies.


    Zitat

    Diese Wahlfreiheit ist für mich nicht positiv konotiert.


    Auch diese Wahlfreiheit dürfte es bei Dir nicht geben, sondern nur wiederum aus der Herkunft etc. der Eltern herrühren.
    Wenn man aber diese Art materialistische Verallgemeinerung ernsthaft auf die Probe stellt, hätte sich die menschliche Gesellschaft nie weiterentwickeln können.

  • Zitat

    Original von Rafael van der Linden
    Festhalten kann man meiner Meinung nach:


    Ich habe auch nicht behauptet, dass es sich dabei um vorsätzliche Diskriminierung handelt.


    Zitat


    Eine einseitige Interpretation aufgrund einer materialistischen Grundannahme: "Der materielle Umstand bestimmt allein über das Bewusstsein."


    Das ist nicht einseitig, das ist in der Sozialisationsforschung seit 100 Jahren Standard und nicht aus "einseitigen" Gründen sondern weil es wissenschaftlich geboten ist.


    Zitat

    Dass intelligente Menschen leichter Abitur machen ist z.B. ein Aspekt unabhängig von ihrer materiellen Herkunft.


    Du machst es Dir zu leicht. Intelligenz ist eine soziale Konstruktion. Sogar in der recht positivistisch orientierten Psychologie ist es Lehrmeinung, dass der Begriff vom sozialen Kontext abhängig und nicht genau definierbar ist.


    Zitat

    Dass Kinder, die von ihren Eltern schon früh Bücher zu lesen bekommen und denen bei den Schularbeiten geholfen wird es leichter haben ihre (individuell vorhandenen) Möglichkeiten zu erkennen ist natürlich, aber erst mal keine Frage des Bildungssystems. Erst im Umgang damit - das Erkennen und Fördern der jeweiligen Neigungen und Talente - ist dann eine Bildungsfrage. Dabei können 8 Jahre gemeinsames Lernen durchaus helfen. Aber die Neigungen und Talente werden auch 20 Jahre gemeinsames Lernen nicht ändern. Daher muss vor übertriebenen - ideologisch oder idealistisch motivierten - Erwartungen an Einheitsschulen gewarnt werden.


    Übertriebene Erwartungen darf man nicht haben, das ist wahr. Vorallem nicht von dieser rein strukturellen Maßnahme, der weitere Maßnahmen folgen müssen. Neigungen und Talente sind aber eben auch sozialisationsabhängig. Du denkst da zu simpel. Das existierende Schulsystem ist eine Maschinerie, die soziale Unterschiede reproduziert. Das ist keine Ideologie sondern von führenden Bildungssoziologen im letzten Jahrhundert vielfach verifiziert worden.


    Zitat


    Wie gesagt, an diese alleinige materialistische Determination und Festlegung des gesamten Lebensverlaufes glaube ich nicht.


    Das ist keine Glaubensfrage. Im Gegenteil, der psychische Indeterminismus ist heute überwiegend religiös. Ich sage aber auch nicht, dass man hier einfach mechanistisch denken kann und sollte.


    Zitat


    Der Wechsel in eine andere Schulform ist definitiv auch heute möglich, wenn der Jugendliche alt genug ist. Aber da er ja auch dann laut Materialismus keine Wahl hat, sondern es von seinen Umständen abhängt, bringt jedes andere Schulsystem auch nichts. Es müsste jeder materiell genau gleichgestellt, mit genau den gleichen Eltern ausgestattet und genau die gleichen Bücher und Informationsquellen zur Verfügung gestellt bekommen um "Chancengleichheit" zu erhalten.


    Nein, da verstehst Du mich falsch. Ich sage nicht, dass man keine Wahl hat. Ich sage aber, dass die eigene Wahl eben durch die Sozialisation sehr stark beeinflusst wird und das ist in meinen Augen eine größere Ungerechtigkeit, als sie jede Bildungsschranke nach äußerer Gesetzgebung je sein könnte.


    Zitat

    Allerdings würde zu einer Wahrscheinlichkeit von 100% der handwerklich talentierte Mensch immer noch handwerklich talentiert sein und der geisteswissenschaftlich talentierte immer noch eben dies.


    Und wieder das gleiche Argument: Talente sind nicht einfach etwas genetisch determiniertes. Sicher gibt es diesen Faktor aber das größte Sprachgenie endet mit einer Sozialisation, die ihm Bildungschancen verweigert, als Porno-Rapper, wenn ich mir diese Überspitzung erlauben darf.


    Zitat


    Auch diese Wahlfreiheit dürfte es bei Dir nicht geben, sondern nur wiederum aus der Herkunft etc. der Eltern herrühren.
    Wenn man aber diese Art materialistische Verallgemeinerung ernsthaft auf die Probe stellt, hätte sich die menschliche Gesellschaft nie weiterentwickeln können.


    Wie gesagt, Du verstehst mich da falsch. Ich bin weder Strukturalist noch vertrete ich ein simples mechanistisches Weltbild. Natürlich gibt es Wahlfreiheit, diese ist aber zum einen naturwissenschaftlich determiniert (was an dieser Stelle aber nicht von Interesse ist) und einerseits stark durch soziale Faktoren beeinflusst. Du kannst das jetzt natürlich als Ideologie bezeichnen aber auch dann ist diese Ideologie im Einklang mit 150 Jahren Sozialforschung.

  • Zitat

    Original von Konrad Grimm
    Dieses Land braucht definitiv bessere Erziehung, wenn ich mir die heutigen Ausschreitungen ansehe. Aber ganz anders: Alle Demoteilnehmer von heute in Güterwaggons und ab ins Arbeitslager.


    Hierzulande hat so mancher Zug aus unterschiedlichen Gründen erhebliche Verspätung.

  • Zitat

    Original von Palin Waylan-Majere


    Hierzulande hat so mancher Zug aus unterschiedlichen Gründen erhebliche Verspätung.


    Naja, Grimms Phantasien gehören in eine Zeit, als in Deutschland alles schön stramm und pünktlich funktionierte.

  • Zitat

    Original von Palin Waylan-Majere
    Hierzulande hat so mancher Zug aus unterschiedlichen Gründen erhebliche Verspätung.


    Man könnte sie natürlich auch in Ketten legen und laufen lassen, das wäre auch sehr lehrreich.

  • Zitat

    Original von Montgomery Scott
    Naja, Grimms Phantasien gehören in eine Zeit, als in Deutschland alles schön stramm und pünktlich funktionierte.


    Um Eva Herman zu zitieren: "Es war nicht alles schlecht."


    Allerdings wären die Charaktere, die heute streiken, damals wohl entweder oder rotem Stern oder Hakenkreuz auf der Straße gewesen und eben auch nicht im Lager. Es erwischt nie die richtigen.

  • Zitat

    Original von Konrad Grimm


    Man könnte sie natürlich auch in Ketten legen und laufen lassen, das wäre auch sehr lehrreich.


    Ketten werden knapper
    Und brechen sowieso
    Wie junger Rhabarber
    Wie trockenes Stroh
    An der Hand des Riesen
    Der tausend Nasen hat
    Der braucht nur zu niesen
    Und wendet das Blatt


    ;)

  • Zitat

    Original von Konrad Grimm
    Allerdings wären die Charaktere, die heute streiken, damals wohl entweder oder rotem Stern oder Hakenkreuz auf der Straße gewesen und eben auch nicht im Lager. Es erwischt nie die richtigen.


    Achja? Dass man für aktiven Widerstand gegen den autoritären Staat damals einen guten Posten in der HJ bekommen hätte, wäre mir neu.

  • Zitat

    Original von Montgomery Scott


    Ich habe auch nicht behauptet, dass es sich dabei um vorsätzliche Diskriminierung handelt.


    Schon klar, das war nur der Teil in dem ich übereinstimme. ;)
    Ich bestreite jedoch teilweise, dass ein differenziertes Bildungssystem (das derzeitige deutsche - ist dabei auch nicht meine Idealvorstellung) passiv oder aktiv diskriminiert.


    Zitat


    Eine einseitige Interpretation aufgrund einer materialistischen Grundannahme: "Der materielle Umstand bestimmt allein über das Bewusstsein."


    Das ist nicht einseitig, das ist in der Sozialisationsforschung seit 100 Jahren Standard und


    Zitat

    ...nicht aus "einseitigen" Gründen sondern weil es wissenschaftlich geboten ist.


    Das jedoch ist nicht einhellige wissenschaftliche Meinung (Wissenschaft definiert sich über Wettbewerb (böses Wort :D) von Ideen und Forschung und über verschiedene Ansätze und Meinungen.) und die unexakte Wissenschaft Soziologie ist nicht die einzige Wissenschaft, auch nicht in diesem Bezug.


    Zitat

    Dass intelligente Menschen leichter Abitur machen ist z.B. ein Aspekt unabhängig von ihrer materiellen Herkunft.


    Du machst es Dir zu leicht. Intelligenz ist eine soziale Konstruktion.[/quote]


    Die natürliche Intelligenz nicht. Sie ist nicht klar definiert, das ist auch richtig so. Aber es gibt Intelligenz (messbar über Falsifizierung und Erfolg etc.) und zwar natürlich sozialbezogen, aber auch ohne Sozialisierungskontext. Ansonsten wären die Urmenschen/unsozialisierte Menschen alle gleich schlau gewesen, alle gleich begabt etc.


    Zitat

    Das ist keine Ideologie sondern von führenden Bildungssoziologen im letzten Jahrhundert vielfach verifiziert worden.


    Nur dass eben die Soziologie nach Meinung vieler anderer Wissenschaftler selbst jahrzehntelang zum Großteil ideologisch motiviert war und zweckgebunden Ergebnisse als Begründung für die vorher schon bestehende Ideologie verwendet wurde.
    Das muss nicht heißen, dass alles falsch war, zumindest nicht das, was halbwegs objektiv an Problemanalyse betrieben wurde. Aber was man daraus folgert und was man für Grundannahmen über Mensch und Gesellschaft hat, spielt hier eine große Rolle.


    Zitat

    Ich sage aber, dass die eigene Wahl eben durch die Sozialisation sehr stark beeinflusst wird und das ist in meinen Augen eine größere Ungerechtigkeit, als sie jede Bildungsschranke nach äußerer Gesetzgebung je sein könnte.


    Der Mensch in der Gesellschaft ist weder 100% Naturprodukt/triebgesteuert, noch 100% Erziehung oder Kultur. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. D'accord.
    Aber dass sich ein Talent eher naturgemäß entwickelt sieht man z.B. daran: Diie Eltern, eine traditionelle Arztfamilie, sagen jahrelang ihrem Kind, es müsse Arzt werden. Aber es will nach jahrelanger "Indoktrination" immer noch Anwalt oder Schreiner werden. Dann hat es die Möglichkeit, dies zu tun (wenn es das notwendige Talent und die Leistung dafür mitbringt [Talent ist nicht anerzogen]) oder es wird von seinen Eltern gezwungen Arzt zu werden (wenn es das mit sich machen lässt, in der heutigen offenen Gesellschaft geschieht das immer weniger). Dann wird es aber auch nicht glücklich, auch wenn seine Eltern und sein soziales Umfeld dies positiv honorieren.


    Zitat

    Sicher gibt es diesen Faktor aber das größte Sprachgenie endet mit einer Sozialisation, die ihm Bildungschancen verweigert, als Porno-Rapper, wenn ich mir diese Überspitzung erlauben darf.


    Es kann z.B., wenn es das will, auch selbst Bücher leihen oder kaufen. Natürlich macht es ein gutes Elternhaus leichter, aber das liegt in der Natur der Sache. Ein Kind mit schwierigeren Startchancen muss etwas mehr leisten, ist dafür aber später auch vielleicht hartnäckiger und leistungsfähiger (und frustrationstoleranter) als von Anfang an verwöhnte Kinder.
    Und nach der Pornorapperkarriere, bei der er gut Geld verdient hat, fängt der Jugendliche eine neue Karriere als Autor und Manager an, schreibt über seine wilde Jugend und berät neue jugendliche Talente aus schwierigen Verhältnissen.
    Allerdings wird ein sprachlich talentierter Jugendlicher vermutlich gleich als ernsthafter Rapper anfangen. Denn die meisten Porno-Rapper sind das ja aus mangelndem Talent, und kaschieren dieses mit ihren vulgären, schlichten Texten. ;)


    Zitat

    Du kannst das jetzt natürlich als Ideologie bezeichnen aber auch dann ist diese Ideologie im Einklang mit 150 Jahren Sozialforschung.


    Oder eben andersrum. ;)

  • Zitat

    Original von Rafael van der Linden
    Schon klar, das war nur der Teil in dem ich übereinstimme. ;)
    Ich bestreite jedoch teilweise, dass ein differenziertes Bildungssystem (das derzeitige deutsche - ist dabei auch nicht meine Idealvorstellung) passiv oder aktiv diskriminiert.


    Naja, die Empirie widerlegt dich da eben.


    Zitat


    Die natürliche Intelligenz nicht. Sie ist nicht klar definiert, das ist auch richtig so. Aber es gibt Intelligenz (messbar über Falsifizierung und Erfolg etc.) und zwar natürlich sozialbezogen, aber auch ohne Sozialisierungskontext. Ansonsten wären die Urmenschen/unsozialisierte Menschen alle gleich schlau gewesen, alle gleich begabt etc.


    Auch Urmenschen waren sozialisiert und unsozialisierte Menschen gibt es nicht ;) Aber Du hast natürlich recht, es gibt natürliche Voraussetzungen.


    Zitat


    Nur dass eben die Soziologie nach Meinung vieler anderer Wissenschaftler selbst jahrzehntelang zum Großteil ideologisch motiviert war und zweckgebunden Ergebnisse als Begründung für die vorher schon bestehende Ideologie verwendet wurde.


    "Die" Soziologie gibt es nicht. Ich beziehe mich da gerade auf Leute wie Bourdieu, die methodologisch ausdrücklich versucht haben, den Effekt der Forschersubjektivität auszublenden.


    Zitat


    Aber dass sich ein Talent eher naturgemäß entwickelt sieht man z.B. daran: Diie Eltern, eine traditionelle Arztfamilie, sagen jahrelang ihrem Kind, es müsse Arzt werden. Aber es will nach jahrelanger "Indoktrination" immer noch Anwalt oder Schreiner werden.


    Vielleicht ja gerade ausdrücklich entgegen der Indoktrination ;)


    Dann hat es die Möglichkeit, dies zu tun (wenn es das notwendige Talent und die Leistung dafür mitbringt [Talent ist nicht anerzogen]) oder es wird von seinen Eltern gezwungen Arzt zu werden (wenn es das mit sich machen lässt, in der heutigen offenen Gesellschaft geschieht das immer weniger). Dann wird es aber auch nicht glücklich, auch wenn seine Eltern und sein soziales Umfeld dies positiv honorieren.[/quote]
    Talent ist nicht (nur) anerzogen aber Sozialisation ist nicht nur Erziehung. Und die Determination der persönlichen Laufbahn durch die Herkunft ergibt sich lange nicht nur aus sozialer Erwünschtheit. Da geht es auch um Vaterfiguren, um die Art des Spracherwerbs etc.


    Zitat


    Es kann z.B., wenn es das will, auch selbst Bücher leihen oder kaufen. Natürlich macht es ein gutes Elternhaus leichter, aber das liegt in der Natur der Sache. Ein Kind mit schwierigeren Startchancen muss etwas mehr leisten, ist dafür aber später auch vielleicht hartnäckiger und leistungsfähiger (und frustrationstoleranter) als von Anfang an verwöhnte Kinder.


    Du formulierst es wieder zu simpel: Klar kann sich jeder Bücher kaufen. Klar ist der Zugang zu Büchern für Kinder aus "guten" Elternhäusern einfacher aber auch die Frage, ob man Bücher als interessant oder als verstaubt ansieht, determiniert den Zugang zu Bildung und Kultur und ist ihrerseits durch die soziale Herkunft determiniert.


    Zitat

    Und nach der Pornorapperkarriere, bei der er gut Geld verdient hat, fängt der Jugendliche eine neue Karriere als Autor und Manager an, schreibt über seine wilde Jugend und berät neue jugendliche Talente aus schwierigen Verhältnissen.
    Allerdings wird ein sprachlich talentierter Jugendlicher vermutlich gleich als ernsthafter Rapper anfangen. Denn die meisten Porno-Rapper sind das ja aus mangelndem Talent, und kaschieren dieses mit ihren vulgären, schlichten Texten. ;)


    Du hast Recht, das Beispiel war nicht besonders.


    Zitat


    Oder eben andersrum. ;)


    Na gut aber das ist reine Verschwörungstheorie. Wenn es da methodische Fehler gibt oder gab, kann man sie kritisieren. Das geschieht auch und gerade in der Soziologie - zumindest gefühlt - mehr als in jeder anderen Wissenschaft. Es gibt in der Soziologie nichts, was die Soziologen unter sich nicht schon nach allen Seiten gewendet und angegriffen hätten.


    Wissenschaft, gerade Soziologie und Ökonomie, ist immer auch ideologisch, das ist klar. Dadurch wird manchmal ihr Erkenntnishorizont eingeengt. Aber dadurch werden methodologisch einwandfreie Befunde nicht falsch. Also musst Du entweder etwas konkret kritisieren oder die Forschungsergebnisse aus der Soziologie - wenn auch mit Vorbehalt - akzeptieren.

  • Zitat

    Original von Montgomery Scott
    Achja? Dass man für aktiven Widerstand gegen den autoritären Staat damals einen guten Posten in der HJ bekommen hätte, wäre mir neu.


    Gegen die demokratische Republik. Die Randalierer von heute hätten sich in der SA sehr wohl gefühlt, genau wie die 68er.

  • Zitat

    Original von Konrad Grimm


    Gegen die demokratische Republik. Die Randalierer von heute hätten sich in der SA sehr wohl gefühlt, genau wie die 68er.


    Naja, dass das jetzt Unsinn ist, weißt Du so gut wie ich, darüber müssen wir nicht reden.

  • Zitat

    Original von Montgomery Scott
    Naja, dass das jetzt Unsinn ist, weißt Du so gut wie ich, darüber müssen wir nicht reden.


    Nunja. Ganz von der Hand zu weisen ist so eine Einschätzung nicht, wenn auch natürlich zeitökonomisch verkürzt bzw. verallgemeinert.


    Leute, die heute vor allem der Gewalt und der (Gruppen-/Action-)Dynamik wegen "politisch" Gewalt ausüben, suchen und finden jeweils zur Zeitströmung passende Organisationen und Möglichkeiten. Das gibt dem Trieb einen "idealistischen" Anstrich.


    Das trifft auch für nicht aus purem Trieb/Spaß etc., sondern aus ideologischen Gründen handelnden Menschen zu, die Gewalt als Mittel legitimieren, wenn es ihrer Ideologie=Ersatzreligion entspricht.


    In ihrem Antrieb ähnliche destruktive Kräfte findet man wohl in jeder blutigen Revolution und jeder größeren Form von politischer Gewalt wieder.

  • Zitat

    Original von Montgomery Scott
    Naja, die Empirie widerlegt dich da eben.


    Die Abiturientenzahlen sind in den vergangenen Jahrzehnten massiv gestiegen. Millionen von Menschen, deren Eltern grade mal Volksschulreife hatten, haben studiert und das ohne reiches Elternhaus oder idealer Rundum-Förderung und Betreuung.


    Der Mensch schafft es manchmal auch ohne Betreuung durch staatliche Auf die Sprünge Helfer-Pädagogen und einer ideologischen Betreuung zur richtigen Berufswahl.


    Zitat

    Auch Urmenschen waren sozialisiert und unsozialisierte Menschen gibt es nicht ;) Aber Du hast natürlich recht, es gibt natürliche Voraussetzungen.


    Das weiß ich, ich meinte die moderne Gesellschaft.


    Zitat

    Vielleicht ja gerade ausdrücklich entgegen der Indoktrination ;)


    Wenn ein Mensch eine gesunde Trotzphase in seiner Pubertät hatte, dürfte er reif genug sein, nicht mehr nur das Gegenteil von dem zu tun, was seine Eltern von ihm wollen. Ein Mensch entwickelt früher oder später Interessen und entdeckt Talente und Neigungen. Das wichtigste dabei ist meiner Meinung nach, dass man ihm die Freiheit gibt, diese zu entwickeln. Einen staatlichen Aufseher und Betreuer, der ihm sagt, was eigentlich besser für ihn wäre - wenn nur nicht seine "falsche" Sozialisierung ihn verdorben und unreif gemacht hätte - braucht er nach meinem Menschen- und vor allem Gesellschaftsbild nicht.


    Dann hat es die Möglichkeit, dies zu tun (wenn es das notwendige Talent und die Leistung dafür mitbringt [Talent ist nicht anerzogen]) oder es wird von seinen Eltern gezwungen Arzt zu werden (wenn es das mit sich machen lässt, in der heutigen offenen Gesellschaft geschieht das immer weniger). Dann wird es aber auch nicht glücklich, auch wenn seine Eltern und sein soziales Umfeld dies positiv honorieren.[/quote]
    Talent ist nicht (nur) anerzogen aber Sozialisation ist nicht nur Erziehung. Und die Determination der persönlichen Laufbahn durch die Herkunft ergibt sich lange nicht nur aus sozialer Erwünschtheit. Da geht es auch um Vaterfiguren, um die Art des Spracherwerbs etc.


    Zitat


    ...aber auch die Frage, ob man Bücher als interessant oder als verstaubt ansieht, determiniert den Zugang zu Bildung und Kultur und ist ihrerseits durch die soziale Herkunft determiniert.


    Nö, kenne so viele Menschen, die andere Dinge tun, als man bei ihrer Herkunft erwartet hätte. Dass es immer Trends gibt und dass viele Menschen sich auch an der Masse orientieren ist dabei naturgegeben und unabhängig vom Bildungssystem. Da kann man noch so viel in die eine oder andere Richtung (je nach Ideologie) fördern.


    Zitat

    Na gut aber das ist reine Verschwörungstheorie.


    Nö. Eine These, die von vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftstheoretikern geteilt wird.
    Die Soziologie zieht rein von ihrem Wesen und ihrer Zielsetzung mehr linke, ideologisch vorgeprägte Menschen an als z.B. BWL oder überhaupt ein freier Wirtschaftsberuf.

  • Antworte lieber auf meinen vorherigen Beitrag ;)


    Zitat

    Original von Rafael van der Linden
    Leute, die heute vor allem der Gewalt und der (Gruppen-/Action-)Dynamik wegen "politisch" Gewalt ausüben, suchen und finden jeweils zur Zeitströmung passende Organisationen und Möglichkeiten. Das gibt dem Trieb einen "idealistischen" Anstrich.


    Was gewisse Autonome angeht, kann ich mir die schon sehr gut in den Freikorps vorstellen, das will ich nicht abstreiten, im Gegenteil. Bei den Castorprotesten reden wir aber nicht von Randalieren sondern von Demonstranten, die Sitzblockaden machen, um die Castortransporte und die Demonstration dagegen in die Nachrichten zu bringen. Da wird nicht geprügelt, bestenfalls, wenn die Polizei anfängt.

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