ZitatOriginal von Heinrich Julius von Jagonburg
Ich habe Leute kennengelernt, die voll integriert waren und seit Jahren in Deutschland gearbeitet und gelebt haben und dennoch keine Staatsbürgerschaft beantragt haben, obwohl es für sie selbst finanziell und auch vom Lebensstandard her besser gewesen wäre. Rein aus einer Nostalgie heraus. Deswegen kann ich deine starre Gleichung so nicht unterschreiben.
In vielen anderen Ländern hat man als dort arbeitender und längerfristig lebender Ausländer etliche, teils erhebliche Nachteile hinzunehmen. Das ist in Deutschland großteils nicht so, bzw. Deutschland ist ein strukturell sehr wenig staatsbürgerschafts-exklusiver Staat. Das finde ich auch in den meisten Fällen gut. Viel wichtiger sind doch Sprache, Benehmen und zivilisiertes Verhalten. Und das unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Mir ist ein gut integrierter Ausländer lieber als ein asozialer Deutscher. Und umgekehrt.
Letztes Mal sagte bei einem Kurs, an dem ich teilnahm, ein Türke, der gut Deutsch sprach und auch sonst ganz gut erzogen schien, zu einem anderen Türken, der die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hatte, allerdings eher scherzhaft gemeint: "Verräter."
Er erklärte das damit: Ein Türke, der seine Staatsangehörigkeit aufgibt, kann u.a. in der Türkei kein Haus mehr kaufen und gilt als Abtrünniger von der türkischen Tradition und Kultur.
Der Nationalismus in der Türkei ist allgemein noch sehr groß. Hier kann Deutschland ein Vorbild sein, wie man selbstbewusst, aber locker und nicht-fanatisch mit Nation, Herkunft und Kultur etc. umgehen könnte.
Leider fehlt es Deutschland dazu noch an unverkrampften, unideologischem und gerade dadurch selbstbewusst-lockerem Umgang mit dem eigenen Land.