Beiträge von Rafael van der Linden

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    Original von Heinrich Julius von Jagonburg
    Ich habe Leute kennengelernt, die voll integriert waren und seit Jahren in Deutschland gearbeitet und gelebt haben und dennoch keine Staatsbürgerschaft beantragt haben, obwohl es für sie selbst finanziell und auch vom Lebensstandard her besser gewesen wäre. Rein aus einer Nostalgie heraus. Deswegen kann ich deine starre Gleichung so nicht unterschreiben.


    In vielen anderen Ländern hat man als dort arbeitender und längerfristig lebender Ausländer etliche, teils erhebliche Nachteile hinzunehmen. Das ist in Deutschland großteils nicht so, bzw. Deutschland ist ein strukturell sehr wenig staatsbürgerschafts-exklusiver Staat. Das finde ich auch in den meisten Fällen gut. Viel wichtiger sind doch Sprache, Benehmen und zivilisiertes Verhalten. Und das unabhängig von der Staatsangehörigkeit. Mir ist ein gut integrierter Ausländer lieber als ein asozialer Deutscher. Und umgekehrt.


    Letztes Mal sagte bei einem Kurs, an dem ich teilnahm, ein Türke, der gut Deutsch sprach und auch sonst ganz gut erzogen schien, zu einem anderen Türken, der die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen hatte, allerdings eher scherzhaft gemeint: "Verräter."
    Er erklärte das damit: Ein Türke, der seine Staatsangehörigkeit aufgibt, kann u.a. in der Türkei kein Haus mehr kaufen und gilt als Abtrünniger von der türkischen Tradition und Kultur.


    Der Nationalismus in der Türkei ist allgemein noch sehr groß. Hier kann Deutschland ein Vorbild sein, wie man selbstbewusst, aber locker und nicht-fanatisch mit Nation, Herkunft und Kultur etc. umgehen könnte.
    Leider fehlt es Deutschland dazu noch an unverkrampften, unideologischem und gerade dadurch selbstbewusst-lockerem Umgang mit dem eigenen Land.

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    Original von Kauli
    Und die längere Fahr ist schon mit dem halben Kirchenvorstand. Irgentwo am Vogelsberg, entspannen, wandern, Karten spielen...


    Viel Freude am und beim Wandern. Ob Regen oder Schnee, Wandern is schon schee.

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    Original von Kathryn Janeway
    Warum sollte es ohne Lobbies nicht gehen?


    Weil man die Bildung von Lobbies nicht wirklich verhindern kann. Und es auch "natürlich" (in der modernen Gesellschaft) ist, dass sich Interessenverbände bilden.

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    Original von Stigman
    Profitorientierte Lobbys wollen auch die genmanipulierte Landwirtschaft vorantreiben.


    Wenn das die einzige Kritik an irgendeiner Lobby ist, ist das
    Selbst wenn sich für den edlen romantischen Deutschen, der mit schnödem Mammon nichts zu tun haben will, das Wort Profit böse anhört: Jede vernünftige wirtschaftliche Tätigkeit des Menschen ist auf einen Ertrag ausgerichtet. Nur der Staat kann es sich leisten, nichts zu erwirtschaften. Und selbst diese für viele heilsbringend erscheinende Institution kann das nicht ohne Grenze, nur bis zum Staatsbankrott bzw. Krieg.


    Lobbies gibt es, ohne ist eine parlamentarische Demokratie nicht machbar. In jeder anderen Herrschaftsform gibt es natürlich auch Lobbies, nur manchmal halt in anderer Erscheinungsform.
    Entscheidend ist, ob sich die Lobbies an rechtsstaatliche Gesetze und sittliche Regeln halten.
    Da kenne ich mich bei der "grünen Gentechnik" nicht so aus.

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    Original von Richard Stresemann
    "Let us return to real democrazy...", spricht also der EU - völlig zurecht - die Demokratie ab.
    Die Dolmetscher des deutschen Staatsrundfunks machen daraus: "Lasst uns zu echter Politik zurückkehren...", was völlig sinnentstellend ist.


    Vielleicht konnte es der Übersetzer nicht glauben, dass jemand den EU-Vertrag für nicht wirklich demokratisch und/oder nicht demokratisch legitimiert hält. Da hat er sich gesagt: "Der muss sich geirrt haben. So etwas darf man doch nicht stehen lassen. Ich korrigier' das mal für ihn in der Übersetzung".

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    Original von Amber Marie Ford
    Eine Förderung ausgerechnet der Solarenergie ist in Deutschland nun wirklich nicht die intelligenteste Idee. ;) Aber z. B. bei Wind, Wasser, Geothermie oder auch Holz sieht die Sache meiner Meinung anders aus.


    Was sind die Alternativen?


    Man könnte sagen: Einfach schauen, was das Preis-Ergebnis-mäßig günstigste ist. Dann müssten man allerdings alle Kosten einer Energie-Form mit einberechnen. Dann würde vermutlich die Kernenergie auch nicht so gut abschneiden.


    Aber insgesamt wird der Mensch kreativ genug sein, neue Energiequellen zu entwickeln, die besser und mittelfristig wieder zukunftsfähig sind. Ansonsten geht das Licht aus, das glaube ich aber derzeit nicht.

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    Original von Richard Stresemann
    Wo ist die Logik, dass wir mit dem Geld der deutschen Stromverbraucher die chinesische Solarbranche aufbauen?


    Es geht doch um den guten Willen und die Symbolik. Nicht um Naturschutz, der Natur ist der Mensch nämlich komplett egal, was auch bedeutet, dass die ein mensclicher Schutz der Natur sinnlos ist. Der Mensch kann nur seine eigene Umwelt, die er zum Leben benötigt, versuchen, so gut wie möglich zu schonen und zu erhalten.
    Dazu gibt es gute Möglichkeiten, die wirtschaftlich und für die Umwelt sinnvoll sind. Subventionierte Solarenergie gehört derzeit nicht dazu.

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    Original von Montgomery Scott
    Der Soziologe macht aber eben Vorschläge, wie die Gesellschaft Kriminalität reduzieren kann, und da sind Sozialmaßnahmen eben sinnvoller als verschärfte Strafen.


    Bezahlte Arbeit für Soziologen außerhalb der Marktforschung ist doch auch schon eine Sozialmaßnahme. ;)


    “Soziale“ Maßnahmen im Sinne von Bildungsangeboten und Födermaßnahmen sowohl von privaten wie auch staatlichen Trägern sind durchaus wichtig.
    Aber selbst wenn man alles mit für Leistungsnehmer kostenlosen Sozialmaßnahmen zuzukleistern würde, würde das all die Täter nicht abhalten, die keinerlei Interesse an einer Integration in die zivilisierte Gesellschaft haben. Zu viel staatliche Förderung kann bei vielen sogar die Verantwortungslosigkeit noch verstärken, da sie dann vollends keine Eigenverantwortung mehr gewöhnt sind. Das gibt es teilweise schon in Dritter Generation. Es betrifft übrigens Ausländer und Inländer, ist ein allgemein menschliches Problem.


    Bei manchen, die trotz aller Angebote trotzdem wieder und wieder straffällig werden muss man eindeutig Prioritäten setzen: Primär die Gesellschaft zu schützen.

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    Original von Amber Marie Ford
    Auf seine Weise auch ein Beitrag zum Weltfrieden...


    Vielleicht zumindest zur Verhinderung eines heißen Großkriegs. Dann hätte man aber auch andere US-Präsidenten längst den Friedensnobelpreis geben müssen. Aber scheibe, das hat man ja schon. :D
    Die Kritik ist wie gesagt, dass Obama noch gar nicht viel außenpolitisch gemacht hat. Er wird also für eine zukünftig erwartete friedensfördernde Politik ausgezeichnet. Das ist auch in Ordnung. Einen besonderen Stellenwert hat der Friedensnobelpreis damit aber nicht mehr.

    Eine schlaue und medienkompetente Reaktion von Barack Obama. So kommt er nicht als arrogant rüber, kann aber den Nobelpreis und dessen moralischen Anspruch behalten:



    Aus der ganzen politischen Welt kamen Glückwünsche. Auch die chinesische und russische Regierung zeigten sich erfreut:


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    Sowohl Peking als auch Moskau ist die Verleihung an Obama wohl deutlich lieber als an eine regierungskritische Menschenrechtsgruppe ihres eigenen Landes.

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    Original von Palin Waylan-Majere
    Das jetzt der Oberbefehlshaber der mächtigsten Armee der Welt diesen Preis bekommt, zeigt doch auf eine sehr charmante Weise, dass es sehr unterschiedliche Definitionen von "Frieden" gibt. ;)


    Stimm, es gab auch friedenstechnisch zweifelhafte Preisträger. Das ist Obama für mich aber gar nicht. Er ist deshalb zum jetzigen Zeitpunkt eine komplett falsche Wahl, weil offensichtlich ist, dass er ihn nicht für friedensfördernden Leistungen erhalten hat. Das macht den Preis endgültig zum vom ursprünglichen Stiftungsgedanken entfernten politischen Instrument.

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    Original von Roland Neugebauer
    Schau dir doch mal ausländische Jugendliche an - in der Schule werden die oft genug blöd angemacht, auf der Straße blöd angeschaut


    In vielen Großstädten sind Jugendliche mit Migrationshintergrund inzwischen in der Mehrheit. Die Demographie hat dafür gesorgt, dass Deutsche Kinder und Jugendliche machmal eine exotische Minderheit sind.
    Das muss nicht immer etwas Schlechtes sein, kann aber eben Probleme machen. Einmal deswegen, weil ausländische Jugendliche, wenn sie unter "Nicht-Kartoffeln" sind, (noch) weniger Notwendigkeit sehen sich sprachlich und rechtlich in Deutschland zu integrieren.
    Zum Zweiten, weil in der Regel vor allem kleine Minderheiten ausgegrenzt werden, die sich nicht so gut wehren können. Und das sind in vielen Groß- und Mittelstädten nicht mehr die ausländischen Jugendlichen, sondern die "Schweinefleischfresser".


    Das sind teils Gruppendynamische Prozesse und psychologisch erklärbare Abgrenzungs-Tendenzen im Jugendalter. Diese betreffen deutsche wie ausländische Kinder, weil sie einfach menschlich sind. Aber bei Jugendlichen, die nicht integrationswillig sind, und eine eigene Gesellschaft mit eigenem Rechtsverständnis können solche bewussten freiwilligen Abgrenzungen auf Dauer zum Problem werden. Für die Jugendlichen, die keinen Job oder Ausbildung finden, weil sie keinen Grund zur Integration sahen. Und für die Gesellschaft, weil viele - nicht alle, manche schaffen es trotzdem - dieser Jugendlichen und jungen Erwachsenen dann auf Dauer arbeitslos oder kriminell werden. Auf jeden Fall nicht in die Gesellschaft integriert.

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    Original von Sven Wenzel
    Barack Obama kann man ja auch schlecht für die Entscheidung der Schweden kritisieren, sondern nur die Schweden selber.


    Aber bitte nur die Leute in der zuständigen Nobel-Kommission, die für die entsprechende Preisverleihung gestimmt haben. ;)
    Dafür ist in dem Fall kein schwedisches, sondern ein norwegisches Komitee zuständig.


    Man muss sagen, dass Obama nichts dafür kann, dass ihm der Nobelpreis verliehen wird. Er könnte ihn nicht annehmen und sagen, dass er sich geehrt fühle, aber seine Leistungen nach 9 Monaten Außenpolitik noch nicht so weit sein könnten. Das aber würde für Aufregung sorgen.

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    Original von Lady Enigma
    Politisch missbraucht, der hat doch keinen größeren Wert mehr, als das Sportabzeichen....


    Beim Sportabzeichen gelten immerhin noch klare Standards. Nur weil man als sportlich gilt oder vorhat, in den nächsten Jahren sich mal sportlich zu betätigen, bekommt man noch kein Abzeichen. ;)

    Man könnte sagen: Der Nobel-Stiftung ist kein anderer eingefallen, dann haben Sie einfach den populärsten Politiker genommen, auch wenn er erst seit rund 9 Monaten im Amt ist. Damit kann man in der Öffentlichkeitswirksamkeit schon nicht viel falsch machen, weil viele "Yes we can"-Gläubigen diesen Preis für ihr charismatisches Idol schon längst für überfällig hielten.
    Dass aber kein anderer, vielleicht weniger bekannter Kandidat zu finden war, der schon etwas mehr Erfahrung in der Friedensstiftung hat, ist seltsam.