Beiträge von Vittorio Camerani

    Die Nacht des Zusammenbruchs ist von beispielloser Zerstörung geprägt. Die Erschütterungen nehmen zu, während die Insel sich immer schneller verändert. Plötzlich geschieht es: Der gesamte Südwesten Katistas bricht plötzlich und vollständig weg. Millionen Tonnen Erde und Gestein gleiten ins Meer, ausgelöst durch die kritische Schrumpfung des Festlandsockels. Vom Südwesten aus werden ganze Städte von gewaltigen Flutwellen verschluckt, darunter Wohngebiete, Gewerbezonen und historische Stätten. Manuri, einst das politische und kulturelle Herz der Union, steht mitten in einer tosenden Wasserwüste.


    Die Wucht des Einbruchs ist beispiellos. Die Wassermassen reagieren auf die abrupten Veränderungen mit zerstörerischer Kraft: Flutwellen rollen über die verbleibenden Küstenabschnitte und reißen Gebäude, Straßen und Boote mit sich. Menschen schreien, rennen, kämpfen gegen die unberechenbare Gewalt des Wassers an. Einige schaffen es noch auf die höher gelegenen Gebiete im Nordosten, während andere verzweifelt mit dem Boot oder Schwimmend in Richtung Imperia oder Salbor fliehen.


    Auch die Evakuierung ist nun unkontrollierbar geworden. Die Brücke nach Salbor wird von Tausenden von Menschen gleichzeitig überquert, doch die anhaltenden Beben erschweren die Situation. Am Hafen versuchen Rettungskräfte verzweifelt, Boote und Schiffe zu sichern, aber immer mehr Menschen drängen nach. Der Himmel über Katista ist in dichten Rauch und Dunst gehüllt, während zahlreiche Städte und Dörfer sich im Chaos auflösen.


    Was bleibt, ist ein verstümmelter Rand im Nordosten der Insel, ein unheimliches Fragment, das die einstige Größe von Katista erahnen lässt. Die Überlebenden, die entkommen konnten, blicken von Imperia und Salbor aus zurück auf das, was einmal ihre Heimat war, während die Fluten unerbittlich alles mit sich reißen.


    Doch es ist nicht nur die physische Zerstörung, die fassungslos macht. Die freigesetzten Abfälle – Elektronik, Chemikalien, Plastik und Sondermüll – kontaminieren das Meer und gefährden die Ökosysteme weit über Katista hinaus. Die Auswirkungen erstrecken sich auf benachbarte Regionen und bedrohen auch die Küsten anderer Unionsländer.

    Die Lage in Katista spitzt sich weiter zu. Seit den frühen Morgenstunden gibt es Berichte über zunehmende Risse in der Erde und das Absinken ganzer Stadtteile. Wissenschaftler und Behörden haben über Nacht Satellitenbilder ausgewertet und stellen fest, dass die Küstenlinie sich rasch verändert. Doch niemand ist auf das vorbereitet, was nun folgt.


    Gegen Mittag des siebten Tages nach Beginn der Katastrophe beginnt der südwestliche Teil der Insel regelrecht einzubrechen. Erst sind es einzelne Straßen, deren Asphalt sich plötzlich spaltet. Gebäude, die nur Stunden zuvor noch stabil wirkten, zeigen unheimliche Bewegungen: leichte Neigungen, kleine Staubwolken aus bröckelndem Beton. Dann setzt sich eine Kettenreaktion in Gang. Erdwälle an den Küsten geben nach, und große Landmassen geraten in Bewegung. Die ersten Häuser verschwinden in den Fluten.


    Auch in Manuri, im Inselinnern, wird die Situation immer bedrohlicher. Menschen, die noch geblieben sind, rennen in Panik durch die Straßen. Die Evakuierungspläne, die bereits überlastet waren, funktionieren nicht mehr geordnet – stattdessen wird jede noch offene Straße zu einem letzten Fluchtweg. Immer wieder hören die Menschen das grollende Geräusch in der Ferne von einstürzenden Gebäuden, das Knistern von Stromleitungen, die in den Fluten verschwinden. Die Häfen im Südwesten füllen sich mit verzweifelten Menschen, während sich große Wellen aufbauen, ausgelöst durch die einbrechenden Landmassen.

    union.pngUnionsamt für den

    Zivil- und Katastrophenschutz






    Offizielle Stellungnahme des Unionsamtes für den Zivil- und Katastrophenschutz


    Das Unionsamtes für den Zivil- und Katastrophenschutz nimmt die kursierenden Gerüchte und Behauptungen über die Lage auf Katista und in den Aufnahmelagern, insbesondere in Kaphafen, mit großer Besorgnis zur Kenntnis. Wir möchten hiermit klarstellen, dass diese Informationen nicht der Wahrheit entsprechen und jegliche Panikmache entschieden zurückgewiesen wird.

    Zu den kursierenden Behauptungen:

    1. „Blutiger Husten“ und „akute Lungeninfektionen unbekannter Herkunft“: Es gibt keine bestätigten Fälle einer derartigen Erkrankung in den Notlagern von Kaphafen. Die medizinischen Teams überwachen die Situation kontinuierlich. Einzelne Atemwegserkrankungen wie Erkältungen oder Bronchitis wurden behandelt, doch es bestehen keinerlei Hinweise auf eine gefährliche oder unbekannte Infektion.
    2. „Starke Halsschmerzen, Fieber, Husten mit Blut“ und Verschweigen durch Ärzte: Diese Behauptungen sind vollkommen haltlos. Alle medizinischen Einrichtungen arbeiten transparent und in enger Abstimmung mit den Behörden. Es gibt keine verschwiegenen Krankheitsbilder oder Bedrohungen.
    3. Audiofile mit angeblichem Gespräch zwischen Hilfskräften über Fieberfälle und angebliche Militärpräsenz: Dieses Audiofile ist weder authentisch noch glaubwürdig. Es gibt keine Einsätze des Militärs in Verbindung mit der Gesundheitslage in Kaphafen. Solche Inhalte dienen nur der Verbreitung von Angst und Verunsicherung.
    4. Gerüchte über Stabilisierung Katistas und bevorzugte Rückführungen von Unregistrierten: Die aktuelle geologische Lage bleibt extrem kritisch. Wissenschaftliche Analysen zeigen keine Anzeichen für eine baldige Stabilisierung der Insel. Ebenso falsch ist die Behauptung, dass unregistrierte Personen bevorzugt zurückgeführt werden. Rückführungen werden ausschließlich auf Grundlage von Sicherheitserwägungen und humanitären Kriterien erfolgen, nicht basierend auf Registrierungsstatus.
    5. Behauptung über vollständiges Verschwinden Katistas und geschlossene Fluchtwege: Obwohl die Situation auf Katista ernst ist, gibt es derzeit keine Belege für das vollständige Verschwinden der gesamten Insel. Das Ausmaß der Katastrophe ist jedoch überhaupt nicht abzusehen, und Leib und Leben sind derzeit nur jenseits der Insel Katista sicher. Evakuierungsmaßnahmen über Brücken, Flüge und Boote laufen weiterhin ohne Einschränkungen. Alle verfügbaren Ressourcen werden genutzt, um so viele Menschen wie möglich in Sicherheit zu bringen.

    Appell an die Bevölkerung:

    Wir appellieren dringend an alle Bürgerinnen und Bürger, keine unbegründeten Gerüchte zu verbreiten. Diese führen nicht nur zu Panik, sondern behindern auch die wichtige Arbeit der Einsatzkräfte und Hilfsorganisationen. Die aktuelle Situation ist herausfordernd, doch wir versichern Ihnen, dass die Behörden alles daransetzen, die Sicherheit und das Wohl aller Betroffenen zu gewährleisten.


    Für verlässliche Informationen bitten wir die Bevölkerung, sich ausschließlich an die offiziellen Kanäle der Regierung und der zuständigen Stellen zu halten. Für Fragen und weitere Informationen steht das Unionsamt für Zivil- und Katastrophenschutz jederzeit zur Verfügung.


    Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen in dieser schwierigen Zeit. Gemeinsam können wir diese Krise bewältigen.

    Man funktioniert einige ausreichend ausgebaute Autostraßen um, um weitere Lande- und Startbahnen für die vielen Flugzeuge zu schaffen. Sie werden so gut es geht eingezäunt, damit keine Hindernisse entstehen. Die verbleibenden Zufahrten zu den Flughäfen werden kontrolliert, damit es keinen zu starken Andrang gibt, der die Starts und Landungen verzögern und weitere Menschenleben gefährden könnte.

    Die Vertreter des Unionsamtes regen an, auf Katista nur kurze Behandlungsphasen einzuplanen, da nicht unmittelbar lebensnotwendige Maßnahmen besser auf dem (vermeintlich) sicheren Festland erfolgen sollten.

    Das zuständige Unionsamt versucht, jede Bürokratie auf ein Mindestmaß herabzusenken, um sowohl den Betrieb des Flughafens als auch des Feldlazarets so effektiv wie möglich zu gestalten. Man organisiert gemeinsam mit den Vertretern Andros die Auswahl und den Transport der medizinisch zu Versorgenden zum Feldlazarett und danach in die provisorischen Unterkünfte.

    In Kaphafen, einer lebhaften Hafenstadt an der Küste von Imperia, herrscht eine Atmosphäre, die sowohl von Dringlichkeit als auch von tiefer Menschlichkeit geprägt ist. Der sonst so geordnete Alltag der Stadt wurde von der Flut der Menschen aus Katista vollkommen verändert. Die kurzen Seewege zwischen Katista und Imperia machen Kaphafen zu einem zentralen Anlaufpunkt für diejenigen, die der Katastrophe entkommen wollen.


    Das Hafenbecken, das normalerweise von Handelsschiffen, Fischerbooten und Passagierfähren geprägt ist, ist nun überfüllt mit unterschiedlichsten Wasserfahrzeugen. Große Schiffe der Handelsflotte von Ratelon, kleine private Boote und improvisierte Flöße haben sich zu einer chaotischen Armada zusammengeschlossen, die immer wieder weitere Flüchtlinge von der nahen Insel über die unruhigen Gewässer bringt. Einige dieser Boote sind so überladen, dass sie gefährlich tief im Wasser liegen. Küstenwachen und freiwillige Helfer eilen von einem Ankunftspunkt zum nächsten, um die Ankommenden so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.


    Die Landungsstege sind überfüllt. Eltern, die erschöpft ihre Kinder im Arm tragen, alte Menschen, die von Freiwilligen gestützt werden, und junge Erwachsene, die nach Verwandten suchen, prägen das Bild. Viele kommen nur mit dem, was sie am Leib tragen; die meisten haben alles zurücklassen müssen. Trotz der chaotischen Szenen greifen überall helfende Hände ein: Freiwillige Verteilen Decken, Wasser und Nahrung, während Sanitäter Verletzte und Schwache versorgen.


    Die Lage wird besonders dramatisch, wenn Boote kentern oder Menschen versuchen, die Strecke schwimmend zu überwinden. Unweit des Hafens haben sich Einsatzkräfte der Küstenwache positioniert, um immer wieder in die stürmische See hinauszufahren und Schwimmer oder gekenterte Flüchtlinge zu retten. „Wir ziehen jeden heraus, den wir finden können“, sagt ein Offizier mit müder Stimme, während hinter ihm ein kleiner Junge aus einer Decke gewickelt wird. Der Junge zittert, doch er lebt. Nicht alle haben dieses Glück.


    Der Flughafen von Imperias Hauptstadt Mixoxa, der weit im Landesinneren liegt, hat ebenfalls seinen Betrieb geändert, um die Geflüchteten aufzunehmen. Militär- und Zivilflugzeuge fliegen im Pendelverkehr, um Menschen zu evakuieren. Die Start- und Landebahnen sind überfüllt mit Menschen, die sich in langen Schlangen vor den Flugzeugen einfinden, um entweder auszusteigen oder in weitaus geringerer Anzahl (als Hilfskräfte) einzusteigen. Währenddessen versuchen Helfer, die Situation so geordnet wie möglich zu halten.


    Trotz der Bemühungen bleibt die Lage angespannt. Die Behörden in Imperia kämpfen darum, die Infrastruktur am Laufen zu halten, da die Zahl der Ankommenden jeden Tag weiter steigt. Provisorische Unterkünfte wurden in Schulen, Turnhallen und leerstehenden Fabriken eingerichtet, doch der Zustrom von Menschen übersteigt die Kapazitäten. Freiwillige aus der gesamten Region strömen nach Kaphafen, um zu helfen, doch die Erschöpfung macht sich spürbar breit.


    Die Menschen aus Katista, die es nach Imperia geschafft haben, sind dankbar, doch die Sorge um ihre Zukunft ist allgegenwärtig. Einige wagen einen Blick über die See, in der Ferne erkennt man noch den Umriss ihrer Heimatinsel – ein Anblick, der schmerzt und Hoffnung zugleich weckt. In Kaphafen wird indes weiter unermüdlich gearbeitet, während die Tragödie von Katista jeden Moment mehr zur Herausforderung für die gesamte Region wird.

    Im schnellstmöglichen Takt und unter erschwerten Bedingungen - auch in und um Manuri senken sich urplötzlich Flächen ab und verlieren versiegelte Flächen ihre Stabilität - finden Flüge gen Salbor und Imperia statt, um eine größtmögliche Anzahl von Menschen in Sicherheit zu bringen. Vielen ist bewusst, dass die Zeit drängt, und es sind insbesondere die Jüngeren und Schwachen, die für diese Flüge ausgesucht werden.

    Mit der immer mehr größeren Gewissheit, dass ein Großteil der Insel versinken wird, bricht unter der Bevölkerung Panik aus. Die öffentlichen Stellen der Union und des Unionslandes, insbesondere Mitarbeiter des neuen Unionsamtes, aber auch der lokalen Feuerwehren und der Polizeikräfte, setzt alles daran, eine geordnete Evakuierung einzuleiten, doch die schiere Menge an Menschen, die von Katista fliehen müssen, macht dies zu einer fast unmöglichen Aufgabe. Die Brücke von Bagoda nach Eissa auf Salbor, erst vor Kurzem fertiggestellt, wird zum Hoffnungsschimmer für viele, die sich verzweifelt nach Salbor retten wollen. Schlangen von Autos, Lastwagen und sogar Menschen zu Fuß ziehen sich endlos die Straßen hinunter. Es ist das ultimative Bild menschlicher Flucht: Eltern tragen ihre Kinder, alte Menschen werden auf improvisierten Tragen transportiert, während sich das Leben, das einst so stabil schien, in Chaos auflöst.


    Flüchtlinge in den westlichen und südlichen Gebieten stürmen Häfen, in der Hoffnung, ein Schiff oder Boot zu finden, das sie fortbringt. Jedes verfügbare Fahrzeug wird überladen. Auch kleinere Boote werden benutzt, oft von Menschen ohne jegliche nautische Erfahrung, was zu tragischen Unfällen führt. Die Behörden sind hoffnungslos überfordert, und das Chaos führt dazu, dass viele Menschen in der Verzweiflung sich selbst überlassen werden.

    Es werden Maßnahmen ergriffen, um die Bevölkerung aus den betroffenen Gebieten nach und nach zu evakuieren. Immobile Güter werden den Umständen entsprechend nur in geringem Umfang verbracht; es bleibt die Hoffnung, dass es sich nur um ein vorübergehendes Phänomen handelt und die Menschen in ihre Behausungen zurückkehren können. Viele, gerade Jünger und Ältere, reagieren jedoch spät oder, trotz der Bemühungen ehrenamtlicher und hauptberuflicher Einsatzkräfte, - wohl weil ihnen die Gefahren nicht klar sind - zum Teil gar nicht.

    Er leistet daraufhin den traditionellen Amtseid, ehe er sich im Anschluss sofort an die Arbeit macht:

    Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des Volkes der Demokratischen Union widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, die Verfassung und die Gesetze des Staates wahren und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde; so wahr mit Gott helfe.