In Kaphafen, einer lebhaften Hafenstadt an der Küste von Imperia, herrscht eine Atmosphäre, die sowohl von Dringlichkeit als auch von tiefer Menschlichkeit geprägt ist. Der sonst so geordnete Alltag der Stadt wurde von der Flut der Menschen aus Katista vollkommen verändert. Die kurzen Seewege zwischen Katista und Imperia machen Kaphafen zu einem zentralen Anlaufpunkt für diejenigen, die der Katastrophe entkommen wollen.
Das Hafenbecken, das normalerweise von Handelsschiffen, Fischerbooten und Passagierfähren geprägt ist, ist nun überfüllt mit unterschiedlichsten Wasserfahrzeugen. Große Schiffe der Handelsflotte von Ratelon, kleine private Boote und improvisierte Flöße haben sich zu einer chaotischen Armada zusammengeschlossen, die immer wieder weitere Flüchtlinge von der nahen Insel über die unruhigen Gewässer bringt. Einige dieser Boote sind so überladen, dass sie gefährlich tief im Wasser liegen. Küstenwachen und freiwillige Helfer eilen von einem Ankunftspunkt zum nächsten, um die Ankommenden so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen.
Die Landungsstege sind überfüllt. Eltern, die erschöpft ihre Kinder im Arm tragen, alte Menschen, die von Freiwilligen gestützt werden, und junge Erwachsene, die nach Verwandten suchen, prägen das Bild. Viele kommen nur mit dem, was sie am Leib tragen; die meisten haben alles zurücklassen müssen. Trotz der chaotischen Szenen greifen überall helfende Hände ein: Freiwillige Verteilen Decken, Wasser und Nahrung, während Sanitäter Verletzte und Schwache versorgen.
Die Lage wird besonders dramatisch, wenn Boote kentern oder Menschen versuchen, die Strecke schwimmend zu überwinden. Unweit des Hafens haben sich Einsatzkräfte der Küstenwache positioniert, um immer wieder in die stürmische See hinauszufahren und Schwimmer oder gekenterte Flüchtlinge zu retten. „Wir ziehen jeden heraus, den wir finden können“, sagt ein Offizier mit müder Stimme, während hinter ihm ein kleiner Junge aus einer Decke gewickelt wird. Der Junge zittert, doch er lebt. Nicht alle haben dieses Glück.
Der Flughafen von Imperias Hauptstadt Mixoxa, der weit im Landesinneren liegt, hat ebenfalls seinen Betrieb geändert, um die Geflüchteten aufzunehmen. Militär- und Zivilflugzeuge fliegen im Pendelverkehr, um Menschen zu evakuieren. Die Start- und Landebahnen sind überfüllt mit Menschen, die sich in langen Schlangen vor den Flugzeugen einfinden, um entweder auszusteigen oder in weitaus geringerer Anzahl (als Hilfskräfte) einzusteigen. Währenddessen versuchen Helfer, die Situation so geordnet wie möglich zu halten.
Trotz der Bemühungen bleibt die Lage angespannt. Die Behörden in Imperia kämpfen darum, die Infrastruktur am Laufen zu halten, da die Zahl der Ankommenden jeden Tag weiter steigt. Provisorische Unterkünfte wurden in Schulen, Turnhallen und leerstehenden Fabriken eingerichtet, doch der Zustrom von Menschen übersteigt die Kapazitäten. Freiwillige aus der gesamten Region strömen nach Kaphafen, um zu helfen, doch die Erschöpfung macht sich spürbar breit.
Die Menschen aus Katista, die es nach Imperia geschafft haben, sind dankbar, doch die Sorge um ihre Zukunft ist allgegenwärtig. Einige wagen einen Blick über die See, in der Ferne erkennt man noch den Umriss ihrer Heimatinsel – ein Anblick, der schmerzt und Hoffnung zugleich weckt. In Kaphafen wird indes weiter unermüdlich gearbeitet, während die Tragödie von Katista jeden Moment mehr zur Herausforderung für die gesamte Region wird.